Wir dokumentieren an dieser Stelle einen Vortrag, den Maurice Schuhmann am 6. Juni 2019 in Lyon anläßlich des Kolloquiums "Actualité de Gustav Landauer (1870-1919), philosophe et

révolutionaire" gehalten hat.

Maurice Schuhmann
Die Nietzsche-Rezeption von Gustav Landauer im Kontext des anarchistischen Diskurses (1890-1920)

 

[Einleitung]

 

Seit Beginn der 2000er Jahre erlebt die anarchistische Auseinandersetzung mit der Philosophie Friedrich Nietzsches eine erneute Renaissance. Neben der, zu dieser Zeit beginnenden postanarchistischen Auseinandersetzung mit seiner Philosophie, die vor allem mit dem Namen Lewis Call (Postmodern Anarchism) verbunden ist, sind u.a. eine Reihe von Studien über die Rezeption Nietzsches im klassischen Anarchismus bzw. Anknüpfungspunkte Nietzsches für einen anarchistischen Diskurs erschienen. Die wichtigsten Publikationen der letzten 15 Jahre sind: 

 

John Moore: I Am Not A Man, I Am Dynamite!: Friedrich Nietzsche and the Anarchist Tradition: Friedrich Nietzsche and the Anarchist Tradition (2004)

 

Spencer Sunshine: Nietzsche and the Anarchists (2005)

 

Maurice Schuhmann: Ret Maruts Begriff von der Menschheit im Kontext seiner Stirner- und Nietzsche-Rezeption (2010)

 

Christos Iliopoulos: Nietzsche & Anarchism (2013)

 

Max Leroy: Dionysos au drapeau noir (2014)

 

Dominique Miething: Anarchistische Deutungen der Philosophie Friedrich Nietzsches (2016)

 

Shahin: Nietzsche and Anarchy (2016)

 

Innerhalb des anarchistischen Spektrums nimmt der deutsch-jüdische Anarchist Gustav Landauer (1870-1919) ein. Seine Philosophie und sein gesamtes Denken ist stark von Nietzsche geprägt. Gleichzeitig ist er einer der ersten, anarchistischen Rezipienten Nietzsches und es  kommen in seinem Werk die unterschiedlichen Facetten der anarchistischen Rezeption zum Tragen.

 

Die Bezugspunkte im Werk Landauers sind zahlreich – sei es im Titel seines Romans Der

Todesprediger, einer Anspielung auf ein Kapitel im Zarathustra, in der Verwendung des Begriffs

„Antipolitiker“ seit 1897, was auf eine Passage in einer Vorarbeit zum Ecce Homo verweist („ich, der letzte antipolitische Deutsche“, KSA, 14, S. 472) oder in den zahlreichen, namentlichen Erwähnungen in seinenTexten und Briefen – neben dem an Nietzsche erinnernden Selbstbild als Dichter-Philosoph.

 

Seit spätestens den 70er Jahren entstehen viele Untersuchungen über die Nietzsche-Rezeption Landauers. Die wesentlichen Arbeiten hierzu sind:

 

Luc Lamberechts: Die schöpferische Prosa Gustav Landauers (1970)

 

Eugene Lunn: Prophet of Community (1973)

 

Walter Fähnders: Anarchismus und Literatur (1978)

 

Christine Holste:  Nietzsche vu par Gustav Landauer (1991)

 

Hannah Delf von Wolzogen: „Allseitig, nicht einseitig sein“ / „Nietzsche ist für uns Europäer...“ (1992)

 

Corinna Kaiser: Gustav Landauer als Schriftsteller. Sprache, schweigen, Musik (2014)

 

Dominique Miething: Anarchistische Deutungen der Philosophie Friedrich Nietzsches (2016)

 

Diese Studien beleuchten jeweils nur Teilaspekte der Nietzsche-Rezeption Landauers – und auch der vorliegende Text erhebt nicht den Anspruch, die vollständige Rezeptionsgeschichte nachzuzeichnen. Der Fokus im hiesigen Text ist vielmehr auf die Zeit zwischen 1890 und 1900, d.h. die Zeit gerichtet, die allgemein als die erste Welle der Nietzsche-Rezeption in Deutschland gilt. Diese werde ich im weiteren Verlauf mit Rezeptionslinien anderer deutschsprachiger Anarchisten[1] abgleichen, um die Überschneidungen und Besonderheiten der Landauer‘schen Rezeption herauszuarbeiten.

 

 

[Literaturbasis und Operationalisierung] 

 

Als Literaturbasis greife ich vorrangig auf folgende Texte Landauers zurück:

 

- Religiöse Erziehung (1891)

- Gerhart Hauptmann (1891/92)

- Ein kleiner Beitrag zur Entwicklungsgeschichte Friedrich Nietzsches (1893)

- Friedrich Engels und die materialistische Geschichtsauffassung (1895)

- Friedrich Nietzsche und das neue Volk (1900)

- Vor fünfundzwanzig Jahren (1913)

- Friedrich Hölderlin in seinen Gedichten (1916)

 

Die beiden letztgenannten Texte werden einbezogenen, weil sie einerseits eine autobiographische Darstellung Landauers zeigt, in der sich dieser auch zu seiner Nietzsche-Rezeption äußert, anderseits eine späte Rezeption Nietzsches zeigen läßt.

 

Ich werde diese in Bezug auf die folgenden vier Aspekte hin darstellen:

 

 Anhand dieser Texte möchte ich vier Aspekte von Landauers Nietzsche-Rezeption herausarbeiten.

 

1. Die Faszination für die Sprache Nietzsches.

 

2. Die im Rahmen der Nietzsche-Lektüre vollzogene Loslösung vom marxistischen Sozialismus.

 

3. Die „anarchistische“ Deutung Nietzsches als Befreier, d.h. die Verbindung von Nietzscheanischen Individualismus und sozialrevolutionären Gedankengut.

 

4. Die Verbindung von Stirner und Nietzsche bzw. die Differenzierung beider Denker.

 

 

[Die Entwicklung von Landauers Nietzsche-Rezeption]

 

Nach Eugene Lunn steht bei Gustav Landauer der Übergang vom Jugendlichen zum anarchistischen Aktivisten im Zusammenhang mit seiner Nietzsche-Lektüre. Diese erfolgte wahrscheinlich um 1890/91 in Strassburg, wo er zu jener Zeit Philosophie studiert. Nietzsche ist dabei ein stetiger Begleiter für ihn, wie sich in seinen Briefen zeigt. In jene Phase fällt einzelnen Forschern auch der Beginn der Schreibtätigkeit an dem Roman Der Todesprediger, der 1893 erstmals publiziert wird – und als einer der ersten, wenn nicht gar der erste Nietzsche-Roman schlechthin, gilt. Er steht allerdings im Schatten von Werken der Weltliteratur wie Dr. Faustus (1947) von Thomas Mann – und kann literarisch dem Mann‘schen Werk auch nicht das Wasser reichen.

 

In seinem biographischen Text Vor 25 Jahren schreibt Landauer reflektierend über seine erste Nietzsche-Lektüre:

 

„Manches darin [Zarathustra] berührte mich wohl hauptsächlich so innig und stark durch die Erschütterung des Dichters über sein geistiges Erleben, ich lebte schon lange in den Philosophen und hatte schon als Gymnasiast Schopenhauer und Spinoza gelesen, nun begegnete mir einer, in dem das Denken sich rein und klar über gärend dumpfes Gefühl erhoben hatte, sondern Denken und Gefühl so miteinander verbunden waren, dass alle Liebessehnsucht und Insbrunst wie einer Geliebten der Idee gewidmet schienen.“ (Landauer, Jahren, S. 91f).

 

Hanna Delf erklärt in ‚Allseitig, nicht einseitig sein‘ damit konform gehend und ausdifferenzierend:

 

„Der Einfluß Nietzsches auf den jungen Landauer ist beträchtlich; seine Sprache, sein Weltbild, sein gesamtes Lebensgefühl ist nietzscheanisch gefärbt“ (Delf, Allseitig, S. 264).

 

(1) Die erste öffentliche Äußerung zu Nietzsche findet sich in seinem Beitrag Religiöse Erziehung, der in der „Freie[n] Bühne für modernes Leben“ erschien und auf einem zuvor gehaltenen Vortrag beruht. Hier findet sich allerdings lediglich eine kurze Bezugnahme auf Nietzsches Zarathustra. Es ist unter dem Aspekt von großem Interesse, weil er in jener Zeit im Friedrichshagener Dichterkreis bewegt.

 

 

[Exkurs: Friedrichshagener Dichterkreis & sozialdemokratische Nietzsche-Rezeption]

 

Einerseits ist im Friedrichshagener Dichterkreis, in dem Landauer ab 1891 verkehrt, bereits sehr früh eine Nietzsche-Rezeption vorhanden, die – wie es damals üblich war – häufig mit dem Denken Max Stirners gekoppelt wurde. (Die beiden Denker wurden häufig symbiotisch rezipiert – u.a. gestützt auf Eduard Hartmanns These, dass es sich beim Werk Nietzsches lediglich um ein Plagiat Stirners handele.[2]) Zu nennen sind in diesem Kontext die Gebrüder Julius (1855-1930) und Heinrich Hart (1844-1906) oder Bruno Wille (1860-1928). Bereits in den 70er Jahren bestand Kontakt zwischen Julius Hart und Nietzsche und ab den 1890er Jahren häufen sich die Erzeugnisse einer Nietzsche-Rezeption in jenem Kreis. Im Friedrichshagener Dichterkreis wurde der Versuch unternommen, Nietzsches Aristokratismus mit sozialrevolutionären Vorstellungen zu verbinden.

 

Andererseits muss Landauers Nietzsche Rezeption auch nur im sozialdemokratischen Diskurs verstanden werden. Nietzsche bildete – laut des Sozialdemokraten Kurst Eisner – eine wichtige, geistige Ressource für die Formation der „Jungen“ als Opposition innerhalb der Sozialdemokratie.[3]

 

„Der Einfluß Nietzsche‘s hat nicht nur eine Anzahl litterarischer Anhänger der Sozialdemokratie dieser Fahne abwendig und zu poetischen Anarchisten gemacht, er hat auch, sofern ich recht vermute, jene eigenartige Gruppe der ‚Jungen‘ geschaffen, die unter der Führung Bruno Willes den Zorn und die Macht Bebels unlängst zu kosten hatten.“ (Eisner, Psychopathia, S. 87).

 

Die führenden Köpfe jener Opposition innerhalb der SPD waren gleichzeitig bekannte Protagonisten des Friedrichshagener Dichterkreises.

 

(2) In der „Neue[n] Zeit. Revue des geistigen und öffentlichen Lebens“ publiziert Landauer einen Beitrag über Gerhart Hauptmann. In diesem Rahmen äußert er sich erneut zu Nietzsche, indem er schreibt, dass sich die Erkenntnis durchsetzte, dass der:

 

„Sozialismus und die Bewunderung für Nietzsche sich sehr wohl vereinen ließ, dass der Poet und Prophet Nietzsche das in den üppigsten, brennendsten Farben erträumt hat, was der Sozialismus zur Wirklichkeit machen will.“ (Nietzsche, Gerhart, S. 97).

 

Hier zeigt sich wiederum die im Kreis der Jungen bzw. im Friedrichshainer Dichterkreis ebenso praktizierte Versöhnung von Nietzsche und Sozialismus. 

 

(3) Im Jahr 1893 erscheint Landauers Roman Der Todesprediger - inspiriert von einem Kapitel aus Nietzsches Zarathustra. Der Literaturkritiker Otto Flake bemerkt diesbezüglich: „Ein kleiner Zarathustra steckt in dem jungen Landauer und ist kein sieghafter gewesen.“ (Flake, Bücher, S. 718f). Ähnlich wie bei Nietzsche ist dieser Text auch als eine Loslösung von Arthur Schopenhauer lesbar, den er mit seiner Nietzsche-Lektüre überwindet. Relevanter als dies ist jedoch für die hiesige Darstellung die Auseinandersetzung mit Marx und dem marxistisch-geprägten Sozialismus, die sich in jenem Nietzscheroman findet. Im Todesprediger erwähnt er Karl Marx und die anfängliche Begeisterung für dessen Lehren (vgl. Landauer, Todesprediger, S. 55). Die Überwindung dieser, die er poetisch mit dem Bild des neuen Menschen beschreibt, der in ihm emporgekommen ist, klingt ebenso sehr nietzscheanisch. Nach Lunn ist Der Todesprediger eine Antizipation der Aussage aus dem Aufruf zum Sozialismus - „Marxismus [...] ist: die Pest unserer Zeit und der Fluch der sozialistischen Bewegung!“ (Lunn, Prophet, S. 40).

 

Ein zweiter Aspekt ist, dass hier – wie auch in seinen Briefen – eine Imitation von Nietzsches Stil stattfindet. Luc Lamberechts erläuterte in seinem Aufsatz Die schöpferische Prosa Gustav Landauers: „Die ausdrückliche Würdigung der Sprache Nietzsches, die hier stattfindet, wäre kaum mehr als eine unmotivierte Literaturstelle, wenn diese Sätze nicht gerade das nachzuahmende Vorbild Landauers in fast störender Überdeutlichkeit enthüllten: das Satzgefüge der Sprache Starkbloms, zur Charakterisierung in direkter Rede einschaltet, erinnert sofort an das Sprachgebilde des Also sprach Zarathustra, nur dass sich Landauer der Überspitzung nicht scheut“ (Lamberechts, Prosa, S. 222).

 

Hier ein Beispiel aus dem Todesprediger – aus dem ersten Sendschreiben von Karl Starkblom:

 

„Ich liebe den großen Tod, ich will Gefährten und darum predige ich den Tod, weil das meinem Leben noch Reiz verleiht bis zum Ende. Aber ich werde sterben, meine Freunde, verlasst euch darauf, ich werde sterben. Und ist die einzige Zukunft, die ich noch anerkenne, und diese Zukunft , ja die soll zusammenfallen mit meinem Willen.“ (Landauer, Todesprediger, S. 90f.).

 

(4) Im gleichen Jahr erschien Ein kleiner Beitrag zur Entwicklungsgeschichte Friedrich Nietzsches. Es handelt sich um eine Auseinandersetzung mit einer Rezension Eduard Bernsteins zu einem Buch von Wilhelm Weigand über Friedrich Nietzsche (Wilhelm Weigand, Friedrich Nietzsche. Ein psychologischer Versuch). Er nimmt eine Bemerkung Bernsteins zum Anlass sich sehr fundiert über die Einflüsse auf Nietzsches Denken zu äußern – und thematisiert in diesem Kontext auch explizit Max Stirner. In der Auseinandersetzung mit der Rezension Bernsteins zeigt sich wieder die Bedeutung des sozialdemokratischen Diskurses für die Landauer‘sche Auseinandersetzung mit Nietzsche. Sehr fundiert widerspricht er, einer grundlegenden These jener Rezension bezüglich der Psychologie des Schriftstellers (vgl. Landauer, Beitrag, S. 115), wobei er seine guten Kenntnissen der Materie unter Beweis stellt und dabei gleichzeitig die ihm wichtigen Aspekte Nietzsches zum Ausdruck bringt wie z.B. den Themenkomplex Individualität.  

 

In seinem, als Reaktion auf einen Beitrag von Bernstein verfassten Text Ein kleiner Beitrag zur Entwicklungsgeschichte Friedrich Nietzsches, zeigt er die Differenzen im Individualismus zwischen dem Denken Max Stirners und Friedrich Nietzsches auf.

 

 „Die beiden haben auch in der Tat viel weniger gemein, als man häufig annimmt. Stirner geht immer vom Modernsten aus, Nietzsche fast immer vom Uralten. Auch der Individualismus der beiden ist sehr verschiedenartig.(Landauer, Beitrag, S. 118).

 

(5) In seinem Nachruf auf Friedrich Engels (1895) – Friedrich Engels und die materialistische Geschichtsauffassung – greift er in seiner Kritik am historischen Materialismus auf Friedrich Nietzsche zurück. Auch hier wird mit Nietzsche gegen den marxistisch-geprägten Sozialismus argumentiert. Hierin greift Landauer auf eine Anti-Hegel-Tirade aus Nietzsches Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben zurück, um die materialistische Geschichtsauffassung zu kritisieren.

 

„Es ist bekannt, dass die materialistische Geschichtsauffassung nur eine Modifizierung der Hegelschen Philosophie ist, und für die Lehre von Marx und Engels und die Politik ihrer Jünger gelten auch die Worte, die Friedrich Nietzsche in seiner trefflichen Schrift Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben gegen Hegel spricht und die ich zum Schluß hier anführen will [….]“ (Landauer, Friedrich Engels, S. 179).

 

(6) Im Jahr 1900 erscheint in einer dänischen Zeitschrift der sehr enthusiastische Beitrag Friedrich Nietzsche und das neue Volk. Auf Basis dessen er im darauffolgenden Jahr einen Vortrag hielt. Landauer würdigt Nietzsche darin mit den Worten:

 

„Er [Nietzsche] ist vielmehr die grandiose Gestalt, die als Ausdruck für unsere ganze Generation, für all unsere Größe, all unseren Schmerz, all unser Glück, all unsere Einsamkeit und all unsere Hoffnungen, hoch über der Armut und Dürftigkeit des Alltags beachtet.“ (Landauer, Friedrich Nietzsche, S. 167).

 

Er vergleicht Nietzsche dabei mit anderen großen Denkern – vorrangig mit Gotthold Ephraim Lessing – und stellt ihn auch in eine Tradition mit Max Stirner.

 

Nietzsche ist aber auch im Sinne Landauers ein Autor, den es weiterzudenken gilt. Dies läßt sich vielleicht auch im Rahmen seiner „Kritik“ an ihm in Friedrich Nietzsche und das neue Volk erkennen. Ebenso läßt sich dies in seinen Novellen erkennen (vgl. Lamberechts, Prosa, S. 233).

 

„Wie aber, möchte ich fragen, wenn die Sklaven sich diese vornehme ‚Herrenmoral‘ zu eigen machen? Wenn die Sklaven anfangen, alles zu ehren, was sie in sich selbst fühlen, nur nicht den Zustand, in dem sie sich gegen ihren Willen befinden, wenn in ihnen das Bewusstsein der Fülle, der Macht, des Glücks in reicherem Maße erwacht Wenn auch die Sklaven anfangen, hart zu werden, wenn sie lernen, Achtung vor sich selbst zu begehren? Wenn die Sklaven vornehmer werden, wenn  sie es satt sind, die guten Dummen zu sein? Und könnte es nicht dahin kommen, dass eine solche Zeit eintritt, dass eine gewisse fortgeschrittene Technik gebildete und geschulte Sklaven braucht und dass gerade dadurch ein Sklavenaufstand entsteht, von Sklaven, in denen das Herrenbewußtsein lebt?“ (Landauer, Nietzsche, S. 171).

 

In späteren Jahren ist seine Rezeption Nietzsches deutlich geringer und kritischer. Dies zeigt sich z.B. in dem Text Friedrich Hölderlin in seinen Gedichten (1916). Eine Distanzierung von Nietzsche findet aber in keinem seiner Texte statt.

 

 

[Anarchistischer Nietzsche-Diskurs]

 

Nietzsches Denken war ab 1900 und auch unmittelbar nach dem I. Weltkrieg im besonders starken Maße im anarchistischen Diskurs präsent. Vor allem im deutschsprachigen Raum bildete er eine wichtige Referenz, aber auch im englischsprachigen Bereich – namentlich bei Emma Goldman war er eine stetiger Weggefährte. Man würdigte ihn vor allem als Propagandisten des Individualismus, als großen Zerstörer, Umwerter der alten Werte, was mit einem Akt der Befreiung gleichgesetzt wurde, als auch für seinen Atheismus bzw. radikalen Antitheismus.

 

Beispielhaft für die unterschiedlichen Adoptionen seines Denkens und auch (sprachlichen) Stils möchte ich kurz und knapp die Rezeption Nietzsches von Ret Marut / B. Traven,  Erich Mühsam, Theodor Plivier und Rudolf Rocker thematisieren. Sie dienen mir als Kontrastfolie, um die Spezifika der Landauer‘schen Rezeption herauszuarbeiten. Des Weiteren sind es teilweise Weggefährten und Freunde Landauers, die ich hier als Referenzen benutze. Landauer als zentrale Figur der anarchistischen Nietzsche-Rezeption zu betrachten bietet sich an, da in ihm die unterschiedlichen Stränge zusammenlaufen. 

 

Zur Einordnung Nietzsches im anarchistischen Diskurs im deutschsprachigen Raum:

 

Jahr

Autor

Titel

Art

1. Welle

 

 

 

1891

Gustav Landauer

Religiöse Erziehung

Bezugnahme auf Nietzsche

1893

Gustav Landauer

Der Todesprediger

Von Friedrich Nietzsches Philosophie beeinflußter Roman

1896

Eduard von Hartmann

Sozialdemokratie und Anarchismus als Abspaltungen aus dem Liberalismus

 

1897

Gustav Landauer

Nietzsche und Bakunin

Geplanter (?) Essay von Landauer

1898

John Henry Mackay

Max Stirner. Sein Leben und sein Werk

Die Biographie enthält einige Ausfälle gegen die Nietzsche-Rezeption seiner Zeitgenossen.

1900

Rudolf Steiner[4]

Friedrich Nietzsche

Gedenkrede bei der Versammlung der „Kommenden“

1901

Gustav Landauer

Friedrich Nietzsche und die neue Gemeinschaft

Vortrag

1901

Gustav Landauer

Friedrich Nietzsche und das neue Volk

Vortrag – basierend auf einem Artikel

1902-1904

Erich Mühsam

Der arme Teufel

Mehrere Gedichte im Stile Nietzsches

1904

Erich Mühsam

Krater

Von Friedrich Nietzsche beeinflußte Gedichtsammlung

1904

Gustav Landauer

Probleme der Moral: Beyle, Stirner, Dostojewski, Nietzsche

Vortrag

1906

Erich Mühsam

Friedrich Nietzsche

 

1906

Anselm Ruest

Max Stirner. Leben, Weltanschauung, Vermächtnis

 

1908

Jacques Mesnil

Stirner, Nietzsche und der Anarchismus

Artikelreihe in Der freie Arbeiter

1910

Friedrich Nietzsche

(übersetzt von Rudolf Rocker)

Also sprach Zarathustra

Jiddische Übersetzung

2. Welle

 

 

 

1911

Salomon Friedländer (Mynona)

Freier der Wahrheit

Erschien in „Die Aktion“ von Franz Pfemfert

1913

Otto Gross

Zur Überwindung der kulturellen Krise

 

1917-1921

Ret Marut

Der Ziegelbrenner

Anarchistisches, von Nietzsche beeinflußte Zeitschrift

1919

Theodor Plivier

Anarchie

Revolutionärer Aufruf – stark inspiriert von F. Nietzsche

1919

Rudolf Rocker

Sozialdemokratie und Anarchismus

Einzelne Autoren sehen in dem Beitrag nietzscheanische Bezugspunkte bei Rockers Argumentation

1920

Ret Marut

Khundar

Erscheint in Der Ziegelbrenner

3. Welle

 

 

 

1927

Oskar Maria Graf

Wir sind Gefangene!

 

1929

Theodor Plivier

Des Kaisers Kulis

 

1935

Fritz Brupbacher

60 Jahre Ketzer

Thematisiert die Bedeutung Nietzsches

1938

Rudolf Rocker

Anarchismus und Anarcho-Syndikalismus

 

1949

[ursprünglich war die Publikation für 1936 anvisiert]

Rudolf Rocker

Untergang des Abendlandes (NA: Nationalismus und Kultur)

Im ersten Kapitel bezieht sich Rocker auf Nietzsches Konzept vom „Willen zur Macht“

 

 

 

[Ret Marut / B. Traven]

 

Der ominöse Autor Ret Marut (?-1969), der wie Landauer zeitweilig Mitglied der Münchener Räterepublik war, steht während der Zeit der Herausgabe seines individualanarchistischen Ziegelbrenners (1917-1921) unter dem Einfluß von Max Stirner sowie partiell unter dem von Friedrich Nietzsche, die beide bei ihm – wie häufig im damaligen Diskurs – eine Symbiose eingehen. Der Nietzsche-Einfluß wird bei ihm einerseits beim Requirieren auf den Begriff des Menschen deutlich (vgl. Schuhmann, Begriff) aber auch stilistisch in seinem „deutschen Märchen“ Khundar, welches 1920 als Ausgabe des Ziegelbrenners erscheint. Der Stil, den der Traven-Forscher Rolf Recknagel fälschlicherweise mit Stirner assoziiert (vgl. Recknagel, Nachwort, S. XIf.), ist deutlich von einer Zarathustra-Lektüre geprägt. Zeilen wie „Und er redete im traum und sprach also: oh wie lang ist der tag, und der mensch eilet, und er holet ihn doch nimmermehr ein!“ (Marut, Khundar, S. 19) sprechen eine deutliche Sprache. Alleine schon die Wendung „sprach also“ ist ein deutlicher Fingerzeig auf Nietzsche. Es ist zudem symptomatisch, dass viele Leser*innen Nietzsches versuchen, seinen Stil zu imitieren bzw. zu kopieren.    

 

 

[Erich Mühsam]   

 

Einen zeitweilig großen Einfluß – vor allem in der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts – auf die Lyrik des deutsch-jüdischen Anarchisten Erich Mühsam (1878-1934) übte Nietzsche aus. Seine 1904 publizierte Gedichtsammlung Die Wüste bezieht sich vom Titel auf eine Passage aus Nietzsches Zarathustra. Die Passage, auf die er sich beruft, lautet: „Die Wüste wächst – weh dem,

der Wüsten birgt.“ (Nietzsche, Zarathustra, S. 380). Ebenso sind mehrere, in der von ihm publizierten Zeitschrift Der arme Teufel (1902-1904) deutlich von Nietzsche beeinflußt (vgl. z.B. Miething, Deutungen, S. 158f). Er verfasste auch 1906 einen Beitrag für über Nietzsche für H. Ewers Führer durch die moderne Literatur.

 

 

[Theodor Plivier]
In dem pathetischen Aufruf Anarchie! (1919), den der deutsche Schriftsteller Theodor Plivier (1892-1955) unter Eindruck der deutschen Revolution verfasst, baut auf dem Denken von Stirner und vor allem Nietzsches, den er zweimal namentlich erwähnt, auf. Diese Vermischung beider Denker ist bereits im Abschnitt über Ret Marut thematisiert worden und findet sich bei vielen anderen Autoren jener Epoche wieder. Sein autobiographisch-geprägter Roman Des Kaisers Kuli (1930) zeigt die zu jener Zeit vorherrschende Begeisterung für Nietzsche in den sozialistischen und anarchistischen Kreisen. Dies kommt auch in Oskar Maria Grafs autobiographischen Roman Wir sind Gefangene! (1927) zum Ausdruck.

 

 

[Rudolf Rocker] 

 

In seiner Argumentation gegen die Sozialdemokratie – Sozialdemokratie und Anarchismus –  greift der deutsche Anarcho-Syndikalist Rudolf Rocker (1873-1958) 1919 mutmaßlich auf nietzscheanisches Denkens zurück. In Nationalismus und Kultur (1937) – greift Rocker auf das nietzscheanische Konzept vom „Willen zur Macht“ zurück. Das Auftaktkapitel seines fulminanten Werkes trägt diese Überschrift. Hier heißt es bereits zum Auftakt:

 

„Je tiefer man den politischen Einflüssen in der Geschichte nachgeht, desto mehr gelangt man zu der Überzeugung, daß der ‚Wille zur Macht‘ bisher eine der stärksten Triebfedern in der Entwicklung menschlicher Gesellschaften gewesen sind.“ (Rocker, Nationalismus, S. 15).

 

Im Text selber finden sich eine Reihe von weiteren Nietzsche-Bezügen. In seiner Broschüre Anarchism und Anarcho-Syndikalism (1938) nimmt er direkt, namentlich Bezug auf Friedrich Nietzsche, und paraphrasiert einzelne Passagen. Dabei erklärt er aber deutlich: „Nietzsche [...] was not an anarchist“ (Nietzsche, Anarchism). Die Bezugnahme auf Nietzsche erscheint besonders vor dem Hintergrund, dass zu jener Zeit bereits die „Nazifizierung“ Nietzsches in Deutschland von statten gegangen ist, als ein sehr spannender Fakt.  

 

 

[Zwischenfazit]

 

Die bisher durchgeführte Analyse und Deskription der anarchistischen Nietzsche-Rezeption in Deutschland macht deutlich, dass Nietzsche strömungsübergreifend eine wichtige Referenz für anarchistisches Denken darstellte. Neben der Adoption seines Stils, feierte man ihn als Befreier und Prophet eines zukünftigen Menschen in einer befreiten Gesellschaft. Nietzsche widerfuhr dabei eine sozialrevolutionäre Umdeutung bzw. Interpretation, die u.a. mit der Gleichsetzung seiner Philosophie mit der von Max Stirner einherging.   

 

 

[Einordnung Landauers in den Diskurs]

 

Im Gegensatz zu den meisten, hier zitierten Autoren, bei denen sich i.d.R. lediglich die Rezeption vom Zarathustra nachweisen läßt, finden wir bei bei Landauer eine darüber hinausgehende Rezeption, die auch andere Werke berücksichtigt. Besonders in seiner Gefängniszeit in den 90er Jahren hat er intensiv Nietzsche studiert.

 

Weiterhin ist ein wichtiger Unterschied, dass die Rezeption nicht auf eine kurze Episode in seinem Leben festzulegen ist, sondern sich ab 1890 bis zu seiner Ermordung im Werk wiederfinden läßt – wenn auch in unterschiedlich hoher Quantität. Gerade in den späteren Jahren ist seine Sicht auf Nietzsche distanzierter.

 

Ein weiterer Unterschied – wenn auch kein Alleinstellungsmerkmal – ist, dass Landauer die Differenzen zwischen dem Denken Nietzsches und Stirners bemerkt und kommentiert. Es erfolgt keine symbiotische Gleichsetzung der beiden Denker, wie es in jenen Jahren häufig anzutreffen ist.   

 

In vielen anderen Aspekten reiht er sich aber nahtlos in den anarchistischen Diskurs ein. Wie seine Weggefährten vom Friedrichshagener Dichterkreis und den Jungen, interpretiert Landauer Nietzsche aus einer sozialrevolutionären Perspektive. Für ihn ist Nietzsche somit auch mit einem Akt der Befreiung verbunden – u.a. als Akt der Befreiung vom marxistisch-geprägten Sozialismus. Ebenso erliegt er seinem Stil, den er sowohl in Briefen als auch in seinem Roman Der Todesprediger kopiert.

 

Die sehr frühe und sein Leben lang anhaltende Rezeption des nietzscheanischen Werkes, die Übernahme seines Stils, die sozialrevolutionäre Auslegung sowie der wiederholte Rückgriff auf Nietzsche bei seinen Argumentationen – gerade in Bezug auf eine Auseinandersetzung mit dem marxistisch-geprägten Sozialismus – machen ihn zu einem einzigartigen Beispiel für anarchistische Nietzsche-Rezeption. Er verkörpert in seinem Werk ziemlich alle Facetten jener anarchistischen Nietzsche-Rezeption.     

 

 

[Quellen und Literatur]

Aschheim, St. E.: After the Death of God: Varities of Nietzschean Religion, in: Nietzsche-Studien Nr. 17, Walter de Gruyter Berlin / New York 1988, S. 218-249.

Bab, Julius: Die Berliner Bohème, Igel Verlag Paderborn 1994.

Behler, Ernst: Zur frühen sozialistischen Rezeption Nietzsches in Deutschland, in: Nietzsche-Studien Nr. 13, Walter de Gruyter Berlin / New York 1984 , S. 503-520.

Bernstein, Eduard: Die soziale Dimension des Anarchismus 1891/2 (https://www.gleichsatz.de/b-u-t/spdk/19jhd/ebernstein-doktrin2.html).

Brupbacher, Fritz: 60 Jahre Ketzer, Limmat Verlag Zürich 1983.

Delf, Hanna: „Allseitig, nicht einseitig sein“. Zwei unveröffentliche Manuskripte Gustav Landauers zur frühen Nietzsche-Rezeption, Teil 1, in: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte 1/1992, S. 263-273.

Dies.: „Nietzsche ist für uns Europäer...“. Zu Gustav Landauers früher Nietzsche-Lektüre, Teil 2, in:  Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte 2/1992, S. 302-321.

Eisner, Kurt: Psychopathia spiritualis. Friedrich Nietzsche und die Apostel der Zukunft, Verlag von Wilhelm Friedrich Leipzig o.J.

Fähnders, Walter: Anarchismus und Literatur. Ein vergessenes Kapitel deutscher Literaturgeschichte, Metzler Verlag Stuttgart 1978.

Flake, Otto: Bücher, in: Die Weltbühne, Nr. 25 (19), 1923, S. 718-721.

Gross, Otto: Zur Überwindung der kulturellen Krise, in: Ders.: Von geschlechtlicher Not zur sozialen Katastrophe, Edition Nautilus Hamburg 2000, S. 59-62.

von Hartmann, Eduard: Nietzsches „Neue Moral“. In: Preussische Jahrbücher, 67. Jg., Heft 5, 1891, S. 504–521.

Hillebrand, Bruno (Hrsg.): Nietzsche und die deutsche Literatur. 1. Texte zur Nietzsche-Rezeption 1873-1963, Deutscher Taschenbuch Verlag / Max Niemeyer Verlag München und Tübingen

Holste, Christine: Nietzsche vu par Gustav Landauer: entre nihilisme, politique et Jugenstil, in: Dominique Bourel / Jacques Le Rider (Hrsg.): De Sils-Maria à Jerusalem. Nietzsche et le judaisme, La nuit surveillee Paris 1991, S. 147-180.

Iliopoulos, Christos: Nietzsche & Anarchism, An Elective Affinity and a Nietzschean reading of the December '08 revolt in Athens, Vernon Press Wilmington 2019.

Kaiser, Corinna R.: Gustav Landauer als Schriftsteller. Sprache, Schweigen, Musik, Walter de Gruyter Berlin / Boston 2014.

Kauffeldt, Rolf: Erich Mühsam, W. Fink / UTB München 1983, S. 38-47.

Lamberechts, Luc: Die schöpferische Prosa Gustav Landauers. Nietzsche-Rezeption und künstlerische Gestaltung, in: Studia Germanica Gandensia (Gent) 12 (1970), S. 219-242.

Landauer, Gustav:  Ein kleiner Beitrag zur Entwicklungsgeschichte Friedrich Nietzsches, in: Ders.: Philosophie und Judentum, Verlag Edition AV Lich / Hessen 2012, S. 115-121.

Ders.: Friedrich Engels und die materialistische Geschichtsauffassung, in: in: Ders.: AnarchismusVerlag Edition AV Lich / Hessen 2009, S. 176-179.

Ders.; Friedrich Hölderlin in seinen Gedichten, Verlag Edition AV Lich 2016.

Ders.: Friedrich Nietzsche und das neue Volk, in: Ders.: Philosophie und Judentum, Verlag Edition AV Lich / Hessen  2012, S. 166-182.

Ders.: Gerhart Hauptmann, in: Ders.: Literatur, Ausgewählte Schriften Band 6,1, Verlag Edition AV Lich / Hessen 2013, S. 93-104.

Ders.: Religiöse Erziehung, in: Ders.: Philosophie und Judentum, Verlag Edition AV Lich / Hessen 2012, S. 68-82.

Ders.: Der Todesprediger, in: Ders.: Wortartist, Verlag Edition AV Lich / Hessen 2014, S. 31-144.

Ders.: Vor 25 Jahren, in: Ders.: AnarchismusVerlag Edition AV Lich / Hessen 2009, S. 89-104 .

Leroy, Max: Dionysos au drapeau noir. Nietzsche et les anarchistes, Atelier Création Libertaire Lyon 2014.

Linse, Ulrich: Organisierter Anarchismus im Deutschen Kaiserreich von 1871, Duncker und Humblot Berlin 1969.

Lunn, Eugene: Prophet of Community. The Romantic Socialism of Gustav Landauer, University of California Press Berkeley / Los Angeles / London 1973.

Mann, Thomas: Doktor Faustus, S. Fischer Verlag Frankfurt / M. 1997.

Marut, Ret: Khundar (= Der Ziegelbrenner), Berlin 1920.

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[1]Eine Rezeption Nietzsches von deutschsprachigen Anarchistinnen konnte ich bislang nicht nachweisen. Aus diesem Grund verwende ich hier lediglich die männliche Form.

[2]Vgl. Eduard von Hartmann: Nietzsches „Neue Moral“. In: Preussische Jahrbücher, 67. Jg., Heft 5, 1891, S. 504–521.

[3]Vgl. auch: Eduard Bernstein, Die soziale Doktrin des Anarchismus (1891/2).

[4]Steiner bekannte sich zu jener Zeit noch zum Individualanarchismus – John Henry Mackay‘scher Prägung.